Tiefgang Ausgabe 01

Ausgabe 01: Historische Fotografie in Ulm

Veröffentlicht am 20.09.2023 - Stand 18.03.2024


Thomas Haas © by Lucas Musch, 2023

Editorial 

Liebe Leserinnen und Leser, liebe Fotofreunde, erstmals wird mit einer Journal-Ausgabe ein weiteres Produkt, ein Supplement, unter einem neuen Reiter veröffentlicht. Beim „Tiefgang" wird zukünftig ein Thema ausführlich behandelt und eingestellt. Zunächst sind max. zwei Veröffentlichungen pro Jahr vorgesehen. Wir starten mit einer Zusammenfassung über die historische Fotografie, ausgehend von meinen in den letzten Jahren „erforschten“ Ergebnissen aus Ulm und Neu-Ulm. Einige Ergänzungen z.B. mit Hermann Tietz, Hamburg - also weit um Ulm herum - und damit geradezu ein Blick über den Tellerrand - dürfen da natürlich nicht fehlen.


Noch ein technischer Hinweis: Tiefgang wird, wie das Journal, in einem Baukasten unter Opera aufgebaut. Andere Browser, z.B. Firefox oder auch Microsoft Edge und Google Chrome interpretieren einige grafische Feinheiten oder Schriften etwas anders. Dagegen bin ich leider machtlos, wie viele andere Seitenbetreiber auch....

Thomas Haas - © by Lucas Musch, 2023


Historische Fotografie in Ulm

mit einem Blick um Ulm, und um Ulm herum...

Die Geschichte der Ulmer und Neu-Ulmer Fotografen, der „Photographischen Kunstanstalten“, die es wohl auch dort ab etwa 1860 gegeben haben sollte, ist wenig erforscht und wohl nicht publiziert. Quellen sind rar, da haben andere Städte, Augsburg z.B., ganze Bände gefüllt. In dieser Ausgabe des „Tiefgang“ ist die Zusammenfassung der bisherigen „Forschungsergebnisse“  dokumentiert.

Die Anfänge waren das Bild des Großvaters und das erworbene Hochzeitsbild von Eugen Scheuer aus Neu-Ulm.

Mein Großvater Karl Metro, wohl 1907 aufgenommen

Mein Großvater Karl Metro, ca. 1907 aufgenommen.


Es wird wohl 2018 auf dem Garagenflohmarkt in Bellenberg. Ein altes Hochzeitsbild in einem schweren, schwarzen Rahmen ist mir aufgefallen.

Auch die Signatur fand ich interessant, denn es war aus der Region. Die Verkäufer hatten aber keinerlei Verbindung zu dem Paar auf dem Bild. Die Preis-vorstellung hat gepasst, das Bild wurde erworben. Es stand es dann ei mir im Studio, unbeachtet, als Themenvorrat für Zeiten wie diese, wenn eine Pandemie alles verändert, in denen man gerne auf vorhandenes Material zurückgreift. In diesem Fall weit in der fotografischen Geschichte zurück geht.

Mit „Eugen Scheurer, Neu-Ulm, Insel 8 ½“ Stand in der linken unteren Ecke, der Fotograf. Das Bild, ich schätze es auf ca. 1900, war handwerklich einwand-frei gerahmt und verklebt.
Eine Öffnung des Rahmens hätte auch das Bild und das Passepartout beschädigt. Daher wurde nur den Rahmen gereinigt, und das Motiv abfotografiert. Der Datensatz wurde in verschiedenen Bildbe-arbeitungsprogrammen aufgearbeitet, und konnte im Journal präsentiert werden.
Aber wer war Eugen Scheuer? Das Netz zeigt nur einige seiner Portraits, Handelsware. Motive aus alten Alben werden aus Haushaltsauflösungen verkauft. „Soldatenbilder“, Ulm und Neu-Ulm sind schon damals Garnisonsstädte, und es scheint so, dass doch einige der Motive die Jahre überlebt haben, und über 100 Jahre später als fotografische Antiquitäten wieder im Handel sind.

Ich besitze ein Bild von meinem Großvater, mütterlicherseits.

Es steht bei uns auf dem Bilderbrett im Esszimmer, ich sehe es oft an, damals war es aber ganz anders.

Raus aus dem Rahmen, und her mit der Lupe! Irgendwie wollte ich der fast unlesbaren Blindprägung ihr Geheimnis entlocken.

Wer steckt hinter dem Foto, wo kommt es her?


Mein Großvater Karl Metro wurde am 02.03.1906 geboren, als Ort wird Sorgenthal in Böhmen angegeben.

Auf dem Bild wird er wohl etwa ein Jahr alt gewesen sein, somit wurde vermutlich eher 1907 wie 1906 fotografiert. Das Bild habe ich vor, ich schätze mal, gut 40 Jahren von der Oma bekommen, und nun weiß ich, wer es aufgenommen hat.

Der „Photograph“ war Rudi Schumann in Jöhnstadt, das ist bei Chemnitz. Das Fotogeschäft existiert nicht mehr, ich hatte danach gesucht.

Bilder aus dieser Zeit, auch so kleinen Motive - das Original misst nur

62 x 112 mm - der Portraitfotografen von damals, auch von Herrn Schumann, werden heute noch im Netz gehandelt. Der tatsächliche Handelswert von etwa 9,00 EUR hat mit dem ideellen Wert nicht viel gemeinsam. Mein Bild habe ich digital bearbeitet, denn so arg viel an Erinnerungen haben wir von unseren Vorfahren nicht Die Mühe war

es wert. Und man muss beachten, Fotografien aus der Generation davor wird es für uns nicht mehr geben!

Die Neugierde war geweckt, ein Anfang war gemacht. Das war in der Jahresmitte 2020 - wir waren in der Zeit der Corona-Pandemie!


Ein Garagenfund mit Folgen...

Wer war Eugen Scheuer?

Das unbekannte Hochzeitspaar, Fotografie Eugen Scheurer

Der nachbearbeitete Datensatz des Hochzeitsbildes...

Über die Person des Eugen Scheurer sagt das Netz leider nichts. Auch meine Kontakte in die Vergangenheit, über meinen früheren Chef, Herrn Lothar Mareis, nun Archivar der Gemeinde Roggenburg, und seinem Draht zum Archiv der Stadt Neu-Ulm konnten - zumindest bisher - keine Ergebnisse liefern.


Ein Leserbrief bekommt seinen Platz - Gedanken von Wilhelm Feldmann, Eslohe, 2020

Wilhelm Feldmann schrieb zur Journalausgabe...

... im Besonderen das Thema „Historische Fotografie“ erweckte meine Aufmerksamkeit und hat mich neugierig gemacht. Deshalb erlaube mir, auf dieses Thema nachfolgend etwas einzugehen und meine Sicht dazu zu dokumentieren:
Wie Du weißt, sind heimatkundliche Geschichten mein Schwerpunkt und dazu zählen auch immer wieder Lebensgeschichten, Geschichten von Menschen die nicht mehr unter uns weilen, jedoch Spuren hinterlassen haben. Umso aufschlussreicher ist da ein historisches Portrait-Foto von diesen. Gesichter sagen viel aus vom Schicksal und der Lebensweise der Menschen von gestern.

Und das ist der Reiz, die alte Portrait-Fotos auf uns heute ausüben: Wir blicken auf Gesichter, die es heute nicht mehr zu sehen gibt. Die Zeugen von harter Arbeit, Entbehrungen, Stolz und Würde, zeigen aber auch oft Scheu und Schüchternheit der Darsteller. Man bedenke, dass in früherer Zeit der Gang zum „Photographischen Atelier“ ein Erlebnis war, zu dem man sich – auch aus finanzieller Rücksicht - nur selten begab.

Und ein solches Unternehmen war oft mit einer Reise in die nächste größere Stadt verbunden, denn nur dort befanden sich in den Anfängen der Fotografie die Ateliers. Schon das war allein war ein Abenteuer für viele Landbewohner.
Das beste Sonntagskleid war angelegt, wenn man das Studio betrat und das, was einen erwartete, war mysteriös und ordentlich einschüchternd: Apparaturen, die man noch nie zu Gesicht bekommen hatte und dann das ganze Prozedere bis alles „im Kasten“ war.

Ich finde in meinem Archiv auch viele alte Aufnahmen, gemacht in Ateliers, die es schon lange nicht mehr gibt und deren Historie eine andere Seite der geschichtlichen Aufarbeitung darstellt. Da sind Einzelportraits, Fotos von frisch verehelichten oder (vermeintlich) greisen Ehepaaren, von Eltern mit ihren Kindern. Ein Blick in die Kindergesichter spricht Bände: Zwischen Neugierde, Erregung und Panik erahnt man, dass der Fotograf viel Geduld brauchte, um ein Foto ohne Verwackeln zu produzieren. Da ist mal ein Arm durch Bewegung verzerrt und vom Stuhl, auf dem ein kleines Mädchen mit weit aufgerissenen Augen „thront“, ergießt sich ein kleines Rinnsal. Ja, es war aufregend! 

Das Doppelportrait von Karl Lützel, München

Bild oben: Das Doppelportrait von Karl Lützel, München

Bild rechts: Das Doppelportrait von A. Moesigay, Hamburg

Die Frauen wurden meist sitzend dargestellt. Wie gütig, waren sie es doch, die in ihrem Alltag nur zu selten in diesen Genuss kamen. Daneben postiert, in aufgerichteter oder erhabener Stellung posierend, der stolze Gatte, unverkennbar der Herr im Hause! Befremdend aus heutiger Sicht ist auch die Darstellung einiger Männer, die sich mit einer Zigarre in der Hand ablichten ließen. Was heute als Unding gilt war damals Statussymbol, ein Zeichen für einen gewissen Wohlstand:

Die Nachwelt soll erfahren:

„Ja, seht her, ich kann mir das leisten, mir geht es gut!“

Dann sind da noch die vielen Fotos der Soldaten, teils blutjunge Burschen, hineingesteckt in schneidige Uniformen, allzeit bereit für Volk und Vaterland in den Krieg zu ziehen. Und später sieht man sie wieder, die nicht mehr ganz so frischen Gesichter, umrahmt von Kameraden ihres Bataillons.

Bilder sind das eine, die Geschichte und das Schicksal derer, die uns heute noch aus teils vergilbten Fotos entgegensehen, sind das andere. Es gibt Liebhaber alter Alben, groß und schwer mit aus Messing versehenen Einfassungen. Der Blick hinein führt zu diesen namenlosen Gesichtern, von deren Mimik man fasziniert sein kann. Man möchte mehr von ihnen wissen, doch sie lassen uns allein mit unseren Fragen und Ahnungen.
„Was ist ihnen das Wert?“ fragte mich vor Jahren ein Trödler, als ich interessiert in ein solches Album schaute. „Nichts!“, erwiderte ich dem erstaunten Mann. Es hat erst dann einen Wert, wenn Gesichter einen Namen bekommen, wenn eine Lebensgeschichte ihnen zugeschrieben werden kann. Nur dann wird das Ansinnen des Protagonisten Wirklichkeit:

„Ich will, dass man sich an mich erinnert, wenn ich einst Geschichte bin.“
Wie gesagt: Ein schönes Thema, über das wir gut reden könnten, wäre da nicht eine große Entfernung. Weiterhin wünsche ich Dir viel Spaß an Deinem wertvollen Hobby,

mit dem Du einigen Zeitgenossen monatlich eine Freude bereitest. „Bleib gesund!“ wünscht
Wilhelm aus dem Sauerland

Wilhelms Homepage... 

Das Doppelportrait von A. Moesigay, Hamburg

„Ich will, dass man sich an mich erinnert, wenn ich einst Geschichte bin.“

Wilhelm Feldmanns Gedanken wurden noch mit Bildern versehen. Dekoration, Ausschmückung, genau wie Wilhelm es

beschrieben hat, denn der eigentliche „Wert“ dieser Fotografien ist nicht darstellbar. Für Menschen aus dem Familienkreis mag dieser unbezahlbar, weil ideell sein, aber als Handelsware ist der Wert dagegen nur sehr gering...

Das bürgerliche Paar in München, stolz, selbstbewusst, es zeigt gerne, dass es was erreicht hat, und der königl. Hofphotograph

Karl Lützel setzt das Doppelportrait auch entsprechend um. Viel mehr an Wärme und Emotion zeigt das Bild von A. Moesigay, der Mutter und Sohn in Hamburg portraitierte. Auch von diesem Bild kann ich das Jahr bestimmen, es wurde 1901 aufgenommen.

Der junge Mann, er hieß Fabian, hat es seiner Mutter gewidmet. Mit feiner Feder geschrieben, stehen auf der Rückseite die Worte „Herzlichen Gruß! Fabian 1901“.  Das Fotorevers trägt einen Goldschnitt. Bei diesem Motiv liegt die Vermutung nahe, dass es ein Fototermin anlässlich einer Konfirmation gewesen sein könnte. Beide Originale befinden sich in meinem Besitz.


Zurück zu den Ulmer Fotografen...

Funde und Ankäufe - Soldatenbilder aus Ulm!

Soldatenbild, Eugen Scheurer, Neu-Ulm...

Soldatenbild, Eugen Scheurer, Neu-Ulm...

Aber wer war Eugen Scheurer?

Das Netz zeigt nur einige seiner Portraits, die im Moment noch verkauft werden. „Soldatenbilder“, Ulm und Neu-Ulm sind schon damals Garnisons-städte, und es scheint so, dass doch einige der Motive die Jahre überlebt haben, und über

100 Jahre später als fotografische Antiquitäten

im Handel sind.


Über die Person des Eugen Scheurer sagt das Netz leider nichts aus.

Soldatenbild, Ernst Eberle, Ulm - mit dem Revers abgebildet...

Soldatenbild, Ernst Eberle, Ulm - mit dem Revers abgebildet...

Soldatenbild, A. Eberwein, Neu-Ulm, mit dem Revers abgebildet...

Soldatenbild, A. Eberwein, Neu-Ulm, mit dem Revers abgebildet...

Diese Bilder konnte ich als Originale erwerben. Vermutlich stammen diese von früheren Sammlern und heutigen Haushaltsauflösungen. Relativ gut erhalten haben diese beiden Exemplare im Format von

ca. 60 x 100 mm lediglich einen Handelswert von 9,00 EUR per Stück. Abgebildet ist jeweils die Vorder- und Rückseite, das sogenannte

„Foto-Revers“

Königl. Württ. Hofphotograph Ernst Eberle, Ulm, Ecke Karls- und Neuthorstrasse, Telephon 168 - Hofphotograph ab 06.10.1897


Photographische Kunstanstalt Alois Eberwein, Neu-Ulm,

Bahnhofstrasse 4 & 5 ½
Es gibt auch Angaben zu „Eberweins Nachf.“ in der Bahnhofstrasse.


Ein Auszug aus Tarcai Béla:

Fotografien und Bildgebrauch um 1900.

Was an den Bildern auffällt, und in einem Werk von Tarcai Béla auch beschrieben wurde, sind die nahezu identischen Ausführungen nicht nur der Ulmer Arbeiten.

„Ein Beispiel dazu: In fast allen bedeutenden Ateliers in Europa wurde den Kunden ein Musteralbum vorgelegt, in dem die üblichen Stellungen laufende Nummern bekamen. Das Fräulein im Empfangszimmer schrieb die gewählte Nummer auf die Bestellkarte und schickte den Kunden damit zu dem Operateur, der sich nun den Kopf nicht mehr zu zerbrechen brauchte: Die Stellung war ihm fast automatisch vorgeschrieben. Es kann hier auch ganz kurz das bemerkenswerte Kapitel der

Wanderbewegung des östlichen Judentums am Ende des Jahrhunderts über Ungarn nach Westen erwähnt werden. Hinsichtlich unseres Themas können wir dieser Tatsache insofern Bedeutung beimessen, als eingewan-derte Juden in allen Gattungen der Fotografie, entweder als praktizierende Werkstattleiter oder als Kapitalgeber

im Hintergrund, eine wichtige Rolle spielten. Ihre Rührigkeit und Sensibilität trug dazu bei, dass die Fotografie um

die Jahrhundertwende ihr europäisches Gesicht ziemlich schnell entwickeln konnte. Von der Seite der Technik gesehen, öffneten Retusche und Repro-duktionstechnik den fast grenzenlosen Möglichkeiten der Fotografie die Tür. 

Retuschieren heißt, die originale Auf-nahme zu überarbeiten, zu übermalen, zu verbessern. Der Geschmack der Zeit verlangte geschönte und idealisierte Darstellungen, um den Menschen von der Aussichtslosigkeit des alltäglichen Lebens abzulenken. Jeder wollte sich darum in wohlgefälliger Form und in anziehender Umgebung fotografieren lassen.“ Quellenangabe:

Ein Auszug aus Tarcai Béla:

Fotografien und Bildgebrauch um 1900.
Zu sozialen Aspekten der Fotogra
fie. In: Museumsverband Baden-Württemberg (Hg.): Beiträge der Tagung „Präsentationsformen von Fotografie” am 24. und 25. Juni 1994 im Reiß-Museum der Stadt Mannheim. Göppingen 1995


„Der Junge im Anzug“ - ein Portrait von Carl Sachse, Ulm

...ein Konfirmationsbild und meine Gedanken.

Ein Motiv in zwei Farbversionen, sepia und purpurviolett. Carl Sachse, Ulm, mit dem Revers abgebildet...

Ein Motiv in zwei Farbversionen, sepia und purpurviolett. Carl Sachse, Ulm, mit dem Revers abgebildet...

Auf der Suche nach Informationen zu den Fotografen aus Neu-Ulm und Ulm bin ich auf dieses Motiv gestoßen.

Es gab gleich zwei Abzüge der Glas-platte, auf unterschiedlich vorbereitetem Albuminpapier, und dazu das Fotorevers mit der Werbeanzeige des „Photographischen Ateliers Carl Sachse“ aus Ulm. Beide Abzüge waren schnell im Warenkorb. Insgesamt habe ich vom Händler in Berlin fünf Motive von vier Fotografen erworben. Der Junge von damals, er wäre wohl inzwischen etwa 130 Jahre alt, und wird mir wohl nie begegnet sein. Das seit 1810 württem-bergische Ulm ist evangelisch. Der „junge Mann“ ist wohl etwa 14 Jahre alt, zeigt in der rechten Hand stolz die

Uhrenkette, an den Anzug muss er sich noch gewöhnen, auch wenn er für mich einer der „Bürgersöhne“ ist. Seine Geschichte kann er mir nicht mehr erzählen, aber dieser Moment, vom Fotografen stilsicher und würdig festgehalten, das war einer der ganz besonderen Meilensteine im seinem noch jungen Leben.

Ich durfte bei vielen Nichten und Neffen, und auch bei meinen Kindern, die Konfirmationsbilder aufnehmen. Das hier ist für mich ein Konfirmationsbild. 

Fotografien sind dokumentierte Millimeter des Lebensweges. 

Ein Zitat von Hermann Lahm (*1948), einem deutschen Schriftsteller und Aphoristiker.

Wie lange war der Lebensweg des

„Jungen mit dem Anzug“ wohl?

Ulm und Neu-Ulm sind schon damals Garnisonsstädte, und wir gehen in die Zeit der beiden Weltkriege…

Der Abzug in der Farbe „sepia“, wie auf den Bildern dieser fotografischen Epoche üblich, wird hier mit dem Abzug in der Färbung „purpurblau“ gezeigt.

Die Unterschiede in der Zeichnung sind deutlich. Die bläuliche Variante hat sehr gelitten und wurde von mir stark retuschiert. Damals wurde es wohl gerne vorgezeigt, heute wäre es das Profilbild in den vielen Social-Media Kanälen. 


Gebhard Gisinger & Sohn...

Portraitmaler und Photographen, Ulm

Portrait aus dem Atelier Gisinger & Sohn, Ulm - mit Fotorevers
Anzeige Gisinger & Sohn, Portraitmaler und Photographen, 1863, Ulm

Im Adressbuch für Ulm und Neu-Ulm, Stand 1863, Veröffentlichung 1865, ist der Betrieb mit einer Anzeige vertreten!

Adressbuch für die königl. Württemb.

Kreishauptstadt und Bundesfestung Ulm und die königlich Bayerische Stadt Neu-Ulm. Neu-Ulm, 1863.   

Druck und Verlag der J. W. Helb´schen Buch- und Kunsthandlung

Quelle: Bayerische Staatsbibliothek

über Google Books


Eberle & Werner

Zunächst zusammen, dann getrennt...

Portrait aus dem Atelier Eberle & Werner, Ulm - mit Fotorevers

Kann man Geschichte erwerben?

Zumindest kann man, kann ich , historische Fotografien erwerben. Neugierig darf man sein, will ich sein. Von diesem Motiv weiß ich nichts, den Herren kann ich nicht namentlich bestimmen, das Jahr der Aufnahme nicht genau angeben.

Das Blatt im Houstoner Museum wird 1896 entstanden sein, im Oktober 1897 wird Ernst Eberle „Hofphotograph“ - und das steht auch auf den Foto-Revers.

Eberle & Werner muss daher die ältere Firmierung darstellen. Der Fotograf

Hans Werner in Ulm wird daher wohl der ehemalige Partner des Ernst Eberle gewesen sein.

Im Herbst 2023 konnte ich wieder vier Motive alter Ulmer Fotografen erwerben. Recherchen zu den Motiven haben dann ergeben, dass das „The Museum of Fine Arts, Houston“ einen Abzug auf Silberpapier einer Eberle & Werner Arbeit besitzt.

Unter der Nummer 2014.956 ist die 11. Comp. Gren. Rgt. K.K. 5. Württ. No. 123 der Dienstjahre 1894-1896, bestehend aus etwa

85 Einzelportraits, abgebildet. Neben diesem Foto hat die „Marvins Family Collections“ 500 weitere Fotografien dem Museum überlassen, Werke hochkarätiger Fotografen, z.B. Henri Cartier-Bresson, Richard Avendon, Julia Margaret Cameron oder auch August Sander, Gisèle Freund, Annie Leibovitz.


Das Atelier Voisard...

Spalke & Kluge in Augsburg als Nachfolger des Ulmer Ateliers!

Das Kinderbild (1893) ist in meinem Besitz.

Das Kinderbild (1893) ist in meinem Besitz.

Albert Voisard

(* 9. Januar 1862 in Augsburg; † nach 1910),

Fotograf in Neu-Ulm (1881 - 1885), Augsburg (1885 – 1891)

und Wien (ab 1891).

Aus München kommend, wo er eine Fotografenlehre gemacht hatte, gründet er 1881 zusammen mit seinem Bruder Karl in Neu-Ulm ein Atelier unter dem Namen „Gebr. Voisard".

1885 Wechsel nach Augsburg, wo die Brüder unter gleichem Namen

ein Atelier betreiben.  Am 5. August 1891 übernehmen die Fotografen Erdmann Spalke und Wilhelm Kluge das Atelier.

Albert Voisard ist 1894 in Wien als Fotograf nachweisbar.

Ateliers:

Neu-Ulm, Augsburger Str. 10 (1881 – 1885)

Augsburg (1885 – 1891)

Wien, Mariahilfer Strasse 89, im Garten (1898 – 1941)


Erdmann Spalke

Am 5. August 1891 übernimmt Erdmann Spalke zusammen mit Wilhelm Kluge das Atelier von den Brüdern Albert und  Karl Voisard in Augsburg. Während Spalke 23 Jahre in Augsburg tätig ist, gründet Wilhelm Kluge Ateliers unter dem Namen „Spalke & Kluge"  in Bonn und Graz.

1914 verkauft Erdmann Spalke sein Geschäft an Edwin Grunwald,

der es bis 1931 weiterführt, und zieht nach Regensburg. 

Quelle: FotografenWIKI, 08/2020


Wieder eine Überraschung… 

Telefon mit unbekannter Nummer?

Das Paar von Robert Borowansky, Neu-Ulm

Wenn unbekannte Nummern anrufen, dann ist es doch meistens etwas Lästiges. Call-Center, Gewinnspiele, Meinungsumfragen - lauter Gespräche, die abgeblockt werden, und daher nur Sekunden dauern.

Diesmal war es eine echte Überraschung, denn es meldete sich Frau Sabine Hahn aus Senden.

Frau Hahn hatte die Homepage gefunden, als Sie nach dem Fotografen Robert Borowansky suchte. Eine Fotografie aus dem Besitz ihrer Mutter wurde von Borowanski angefertigt, und Frau Hahn hatte keine weitere Verwendung für das Foto. Daher war sie auf der Suche nach einem Interessenten.

Wir haben einige Minuten gesprochen, und wenige Tage nach dem Telefonat kam das Bild per Post bei mir an. Für das Journal habe ich es etwas gereinigt und digital aufbereitet.

Wer die Personen sind, das bleibt ungeklärt. Aber nun gibt es bei mir zu den bisher gesammelten Daten ein echtes Werk

von Robert Borowanski, der unter der Adresse Insel 8 ½ in Neu-Ulm eine Teil der regionalen Foto-Historie gelebt und erlebt hat, einfach selbst ein Teil davon war.

In diesen Räumlichkeiten auf der Insel waren viele Fotografen tätig, die von mir aufbereiteten Tabellen zeigen das.

Unten auf der Seite sind diese Aufzeichnungen eingestellt.

Heute ist die Insel fest in den Händen einer regionalen Bank: Die Sparkasse Neu-Ulm – Illertissen, hat dort das Projekt „Brückenhaus“ vor wenigen Jahren hochgezogen. 

„Wenn du Menschen in Farbe fotografierst, dann fotografierst du ihre Kleidung. Wenn du sie in schwarz/weiß fotografierst, dann fotografierst du Ihre Seelen.”

Dr. Ted Grant, “the father of Canadian photojournalism”

(1929 — 2020)

Das Paar von Robert Borowansky, Neu-Ulm.


Fotografen aus Ulm, um Ulm, und „drumherum“...

Weitere Aufkäufe neuer Fotografen!

Knabe, Karl Werner, Ehingen, 1900
Brüderpaar, H. Werner, Ulm
Herrenquartett, Otto Hagenmeyer, Heidenheim
Soldatenbild, H. Schrempff, Ulm
Soldatenbild, Fritz Gallenmüller, Dillingen
Revers, Karl Werner, Ehingen, 1900
Revers, H. Werner, Ulm
Revers, Otto Hagenmeyer, Heidenheim
Revers, H. Schrempff, Ulm
Revers, Fritz Gallenmüller, Dillingen

Der junge Mann, der 1900 von Karl Werner in Ehingen fotografiert wurde, scheint ein Bürgersohn gewesen zu sein.

Das Fotostudio Werner gibt es noch,

und das schon seit 1886.

Der Firmengründer Carl Werner sen. blieb bis ins hohe Alter im Geschäft

tätig. Er starb 1954 mit 95 Jahren.

Das Brüderpaar von Hans Werner in

Ulm hatte wohl einen Festtag, und trotz der Hand auf der Schulter sieht man

den Abstand zwischen den Brüdern.

Und auch das Motiv der älteren Herren hat mir zugesagt. Otto Hagenmeyer hatte sicher auch die Herren einer Familie vor der Linse platziert.

Ich stöbere gerne mal im Netz nach den alten Portraitfotografen und ihren Werken, die so um das Jahr 1900 herum entstanden sind. Bei ansprechenden Motiven regionaler Herkunft zu guten Preisen werde ich schon mal schwach,

und suche auch nach den Geschichten der Fotografen. Ich kenne sie nicht, die Menschen auf dem Fotografien, die ich im Netz erwerbe. Sie lebten in der Region, sind ein Teil ihrer Geschichte, wie auch die Fotografen, die die kleinen Werke kunstvoll gefertigt haben.






Wenn ich an die abgebildeten Knaben denke, dann auch automatisch an die

Zeit der nahenden Weltkriege, die ihre Hoffnungen und Pläne zerstört, und ihr noch junges Leben schnell beendet haben könnte.

Die Gedanken wandern aus...

Und ich vergleiche die Portraits mit den vor mir angefertigten Arbeiten.


Wer mag in rund 120 Jahren auf die Daten schauen?





Bis etwa 1910 würden die Abzüge der Glasplatten auf Albuminpapier ausgeführt. Das Papier war sehr dünn, und neigte nach dem Trocknen zum Aufrollen. Daher wurde es auf Karton aufgezogen. Dieser Karton wurde  künstlerisch gestaltet und zum Werbeträger ausgebaut. Für mich nun eine wertvolle Quelle, unter dem Namen Revers oder Foto-Revers bekannt.


Wenn Soldaten für ein Erinnerungsbild posieren, bevor sie in den Krieg ziehen...


Das Soldatenportrait von Fritz Gallenmüller zeigt nach der Beschreibung des Händlers einen Ulanen. Das bestätigt der Waffenrock, die Ulanka, die der junge Mann ersichtlich stolz trägt. Dillingen war ein Standort des Königlich Bayerischen

1. Ulanen-Regiments „Kaiser Wilhelm II., König von Preussen“.

Die Ulanen waren in Dillingen in den Jahren 1863 - 1876 stationiert, das Regiment bestand von 1863 - 1919, die spätere Garnisionsstadt war Bamberg. In Ulm gab es zeitweise ebenfalls Ulanen: Das Ulanen-Regiment „König Wilhelm I.“

(2. Württembergisches) Nr. 20, das von 1807 - 1919 bestand.

Was sehe ich in den Gesichtern? Den Stolz im Waffenrock, zumindest vor der Reise an die Front. Die Würde und Weitsicht des Alters, eines Alters, das damals eine deutlich geringere zeitliche Perspektive hatte. Nahezu spitzbübische Neugier. So etwas wie beim, wenn hier wohl auch verspäteten, Aufbruch. Zurück bleibt aber auch so etwas wie Teilnahmslosigkeit, ein Blick ins Leere.


Eine starke Frau...

Portraits einzelner Frauen sind selten.

Bei der Durchsicht der Angebote an alten Portraits aus der Region sind es nur wenige Motive, die einzelne Frauen zeigen. Paare oder Familien-aufnahmen, einzelne Herren, auch männliche Gruppen sind in der Anzahl weit darüber hinaus erhältlich. Ich vermute eine starke Frau, eine Persönlichkeit hinter der Fotografie.

Im Originalformat: ca. 65 x 105 mm.


Viele Motive sind in der Region entstanden.

Von Bellenberg mach Heidenheim a. d. Brenz sind es rund 60 km, nach Dillingen a.d. Donau ist die kürzeste Strecke nahezu identisch.

Erworben habe ich diese Motive im Internet bei einer Berliner Firma, die sich auf solche Sammler-objekte spezialisiert hat.


Meine Ankäufe sind stets Motive in gutem Zustand. Trotzdem, die hier - oder in anderen Publikationen - gezeigte Portraits, sind nachgearbeitet.

Die Bilder hatten einen hohen Stellenwert, wurden daher stolz gezeigt. Über Generationen zurück ge-dacht, waren das die „Profilbilder“ von damals, und genau das zeigen die deutlichen Gebrauchsspuren...

Portrait einer Frau, Thomas Höhn, Heidenheim

Wirtschaftsgeschichte(n)...

Bilder erzählen Geschichte!

Es war der Aufmacher zur Journal-Ausgabe 10/2022 - Photographie von

Hermann Tietz, Hamburg?
Erworbene Portraits und die
aufwändigen Recherchen dazu.

Junger Mann, Hermann Tiez, Hamburg

Junger Mann, Hermann Tietz, Hamburg.

Für das Journal wird immer Stoff benötigt, so könnte dieser Artikel beginnen, die Zeile ist stimmig.

Gesucht habe ich historische Portraits, Bilder die mich ansprechen. Wie immer aus der Ulmer Gegend, und weil ich auch schon aus Hamburg Motive erworben hatte, auch von dort. Die oftmals unterschiedlichen Darstellungen in den

Mädchen, Hermann Tietz, Hamburg

Mädchen, Hermann Tietz, Hamburg.

Portraits aus der Großstadt waren mir schon länger aufgefallen, die Hamburger Fotografen haben sich offener gegenüber ihren Kunden gezeigt. Diesmal fiel die Wahl auf  Motive von Hermann Tietz, Hamburg, Gr. Burstah 12-14. Eine gute Adresse in der Stadt-mitte von Hamburg, nicht weit vom Rathaus entfernt.

Revers, Hermann Tietz, Hamburg.

Revers, Hermann Tietz, Hamburg.

Auf dem Revers steht noch ein Hinweis „Waarenhaus Hermann Tietz, eigenes Atelier für Photographie“. Mit der Bestellung, meine Bilder kommen immer von der Bartko-Rehner OHG aus Berlin, ging gleich die Suche los.

Hermann Tietz war sicher nicht der Fotograf, der diese Bilder angefertigt hat. Es waren angestellte Fotografen im Familien-imperium Tietz, die ihr Handwerk aus meiner Sicht sehr gut verstanden haben. Das klassische Familienfoto, der „coole“ junge Mann, und ganz stark: Das sehr selbstbewusste Mädchen. Diese Bilder würden auch in der heutigen Zeit stolz umhergezeigt – es waren damals die „Profilbilder“, es

war nur noch nicht die Zeit für die Begrifflichkeit und die entsprechenden Medien.

Wie immer sind auch hier die Motive nachbearbeitet einge-stellt, denn auch wenn die Abzüge sehr gut erhalten sind, sie sind über 100 Jahre alt. Ich war auf einer gelegten Spur, von den Bildern von damals, bis in die Innenstädte von heute, möchte ich fast sagen. Hermann Tietz, sein Namen steckt in „Hertie“ – dem ehemaligen Kaufhauskonzern, und „Kaufhof“ war ein weiterer Zweig der Familie. Bruchstücke und einige Kaufhausperlen, die gibt es noch heute.

Bei Besitzverhältnissen über Beteiligungen und diverse Gesellschaften nach Italien und Thailand. An der Aufarbei-tung der aktuellen Verhältnisse haben sich schon Zeitungs-redaktionen abgearbeitet

Aber nun zur Geschichte, wenn auch nur in Auszügen…


Historie - Hermann Tietz - „Hertie“...

Die Firma Hermann Tietz, gegründet von Oscar Tietz mit dem Kapital seines Onkels Hermann Tietz, eröffnete ihr erstes Geschäft am 1. März 1882 in Gera. Es nannte sich „Garn-, Knopf-, Posamentier-, Weiß- und Wollwarengeschäft Hermann Tietz“ und hatte bereits einige Merkmale moderner Warenhäuser, wie festgelegte Preise, keine Stundung oder Anschreiben lassen und ein vielfältiges, branchenüber-greifendes Angebot.

Nach einer Anlaufphase von sechs Jahren folgten die Eröffnungen der Filialen in Weimar (1886), Bamberg, München (1889) und Hamburg (1896). 1900 wurde der Unternehmenssitz nach Berlin verlegt. Nach und nach eröffnete die Firma in der Reichshauptstadt zehn Warenhäuser und verfügte damit dort über die größte Verkaufsfläche. Hermann Tietz, geboren 1837 in Birnbaum, Provinz Posen, war fünf Jahre tot, als sein Neffe Oscar Tietz 1912 in Hamburg am Jungfernstieg ein Warenhaus mit fünf Stockwerken eröffnete. Das „Warenhaus Hermann Tietz“ (seit 1935 Alsterhaus) am Jungfernstieg.

(Quellenangabe: Wikipedia, Abruf Februar 2022)

Was aus dem Warenhaus Hermann Tietz in Hamburg werden sollte, entschieden nach dem 5. April 1933 die Banken. Aufgelöst – wie es das Parteiprogramm der NSDAP fordert zum Schutz der kleinen Gewerbetreibenden vor finanzstarker, jüdischer Konkurrenz – wurden die Warenhäuser nicht.

Das verstand im Juli 1933 der damalige Reichswirtschafts-minister Kurt Schmitt zu verhindern, der schon 1930 als Direktor der Allianz AG eine Verbindung zwischen Versicherungskonzern und Nationalsozialisten hergestellt hatte. Daraufhin machten die Banken aus der Hermann Tietz OHG die „Hertie-Kaufhaus-Beteiligungs GmbH“, im Wort Hertie ist der Name Hermann Tietz enthalten; aus Leonhard Tietz’ Häusern wurde „Kaufhof“.

(Quellenangabe: taz Nord, 29.02.2012)


Die oben gezeigten Motive sowie ein klassisches Familienfoto, das im Text erwähnt wird, hier aber nicht eingestellt ist, sind

in meinem Besitz.


Die von mir erstandenen Bilder wurden somit zwischen 1886 und 1912 in Hamburg gefertigt, vor der Eröffnung des heute noch bestehenden „Alsterhaus“: Das Alsterhaus ist ein 1912 eröffnetes Warenhaus am Jungfernstieg 16–20 in Hamburg mit fünf Stock-werken. Es war von 1994 bis 2014 eine Filiale des Warenhauskonzerns Karstadt, seither bildet es mit dem Oberpollinger in

München, und dem KaDeWe in Berlin, die „The KaDeWe Group GmbH“.

Und ab da wird es kompliziert, denn irgendwie gehört das Geflecht ganz am Ende nach Österreich und Thailand. (ha.)


Ergänzung im März 2024: Die Ereignisse um René Benko und die Signa-Gruppe werden wohl das Ende bedeuten.


Die  Angaben für Ulm und Neu-Ulm in Tabellenform...

Ulms fotografische Historie…

 

Ulm und Neu-Ulm, damals wie heute durch die Donau getrennt, und verschiedenen Ländern zugehörig. Bereits 1810 wird Ulm nach kurzer Zugehörigkeit (ab 1802) zu Bayern württembergisch. Im ersten Teil hatte ich mich mit den Neu-Ulmer Fotografen beschäftigt, im Teil zwei geht es über die Donau. Und in Ulm gab es damals schon Fotografen von besonderem Rang:

„Königlich Württembergische Hofphotographen“…

 

Die im „Allgemeinen Adress-Handbuch ausübender Photographen von Deutschland, den österr. Kaiserstaaten, der Schweiz und den Hauptstädten der angrenzenden Länder“ aufgeführten Fotografen sind mit einem * gekennzeichnet!

Im „Adressbuch für die königl. Württemb. Kreishauptstadt und Bundesfestung Ulm und die königl. Bayerische Stadt Neu-Ulm“ von 1865, erschienen im Verlag der J.W. Helb´schen Buch- und Kunsthandlung sind ebenfalls „Photographen“ aufgeführt.

Die Ergänzungen stehen kursiv.

 

Gefunden habe ich bisher:

 

Berger & Meckes* - die später vermutlich getrennte Wege gegangen sind

 

H. Bührlen*

 

R. Keckeisen* -  Keckeisen J. Photographische Anstalt, Königstraße Ulm und Insel Neu-Ulm

 

E.M. Kleinknecht* E. Kleinknecht, Photograph, Herrenkellergasse (wohnhaft)

 

J. Picot, Photographische Anstalt, Lange Straße A 255, oberhalb des Kronprinzen (Anzeige) wohnhaft Schwilmengasse B21

 

J. Picot*, dessen Atelier eigentlich in Neu-Ulm an der Donaubrücke 2 angesiedelt war, und später wohl von F.P. Junginger übernommen wurde.

 

Gebhard Gisinger & Sohn, Portraitmaler und Photographen, vormals Waidelich, an der Promenade (Anzeige) Photograph und Maler, beim Hohentwiel A435 (wohnhaft)

 

K. Waidelich*

Waidelich, Goldleistenfabrikant und Photograph, gegen die Wilhelmshöhe L3 (wohnhaft)

 

Photographische Anstalt Hans Werner, Ulm, Syrlinstrasse 18


Eberle & Werner mit der Anschrift Ulm, Ecke Karls- und Neuthorstrasse, Telephon 168


Daraus wurde das Unternehmen: 

Königl. Württ. Hofphotograph Ernst Eberle, Ulm, Ecke Karls- und Neuthorstrasse, Telephon 168 - Hofphotograph ab 06.10.1897

 

Photographisches Atelier Karl Meckes, Ulm, Promenade 11, Revers auch mit 19

 

Photographische Anstalt L. (Leonhard) Meckes, Ulm, Ecke Promenade/Glöcklerstrasse

Auf einem Revers aus dem Jahr 1906 wird schon Telephon 180 angegeben.

 

Daraus wurde oder war zumindest zeitweise:

Gebrüder Meckes, Photographisches Atelier, Ulm, Promenade 11

 

Photographisches Atelier Emil Keller, Karlsstrasse 50, bei der Grenadierkaserne

 

Photograph H. Schrempf, Ulm, Karlsstrasse 58

 

Königl. Hof-Photograph J. Köst, Ulm

 

Hofphotograph Otto Mackh, Ulm, Bergers Nachf., Syrlinstrasse 4

 

Photograph C. Berger, Ulm – Portraitmaler und Photograph, Syrlinstrasse 4

Maler und Photograph, hinter dem Hecht, B204, Hofphotograph ab 12.07.1892

 

Atelier für (moderne) Photographie, Emil Burger, Ulm, Syrlinstraße 4

 

Atelier Pfeiffer, Photo-Kunst Atelier, Ulm, König Wilhelmstrasse 1, Tel. 611

 

Atelier Victoria, F.A. Meßner, Ulm, Hafengasse 2 / Ecke Münsterplatz – mit „c“ und Angabe 1905

 

Photographisches Atelier Carl Sachse, Ulm, Sattlergasse 6, am Weinhof

 

Conrad Stichaner, Ulm, Ensingerstrasse 4, vermutlich Hofphotograph ab 29.11.1905

 

G. Blumenschein, Ulm, Frauenstrasse 55

 

C. Herrlinger, Ulm, Promenade 29* Christ. Friedr., Uhrmacher und Photograph

 

M. Laible, Ulm, Hahnengasse 4 und einen Martin Laible in der Frauenstrasse 1

 

H. Traunecker, Ulm, Bahnhofstrasse 1

 

Christ. Burghardt, Ulm, Beim Stern (wohnhaft)


Die Angaben für Neu-Ulm:


Was ich im Netz gefunden habe ist die Tatsache, dass es für Neu-Ulm in der Zeit von 1890 bis 1914 deutlich mehr Fotografen gab.

Und den Wahlspruch der Fotografen dieser Zeit, den konnte ich auch auffinden: „artis amica nostrae“ – Unsere Liebe zur Kunst…

 

Hinweise auf folgende Fotografen in Neu-Ulm habe ich gefunden:

 

Eugen Scheurer, Neu-Ulm, Insel 8 ½ , Telephon No. 78

Das Atelier Hammer war dort zeitweise ebenso beheimatet, die Insel hat eine lange fotografische Geschichte!

 

Photographisches Atelier Joh. (Johann) Verra, Neu-Ulm, Bahnhofstrasse, beim Café National - Johann Verra wird ab 01.05.1893

in Rosenheim mit einem Atelier geführt. In Rosenheim ist wohl auch sein Bruder Christian als Photograph tätig.

(Quelle: Stadtarchiv Roseheim)

Das Atelier in Neu-Ulm wird von A. Hackl übernommen.

 

Photographische Kunstanstalt Alois Eberwein, Neu-Ulm, Bahnhofstrasse 4 & 5 ½

Es gibt auch Hinweise auf „Eberweins Nachf.“ In der Bahnhofstrasse.

 

Photographische Anstalt Albert Voisard, Neu-Ulm, vis à vis vom Kriegerdenkmal, die 1881 gegründet wurde, zeitweise – mit Bruder Karl - auch unter Gebrüder Voisard geführt, und 1891 an die Herren Erdmann Spalke und Wilhelm Kluge übergeben wurde. Albert Voisard ging zurück nach Augsburg, und war ab 1891 wohl in Wien tätig.

 

Photographisches Atelier J. Picot, Neu-Ulm, an der Donaubrücke 2, das später von F.P. Junginger übernommen wurde.

 

Robert Borowansky, Neu-Ulm, Augsburger Strasse 38, hat 1939 noch einen Telefonbucheintrag und arbeitet in Neu-Ulm,

Insel 8 ½.

 

Photographisches Atelier B. Urban, Neu-Ulm, Insel, das später unter Atelier Keller firmierte, und auch mit der Photographischen Anstalt F.J. Keller identisch sein dürfte. 


Das Einwohnerbuch 1939 - Ulm/Donau – Neu-Ulm und Umgebung

Verlag Dr. Karl Höhn

Verzeichnet werden in Ulm:

Namen:


Bergweiler, Otto


Bier, Albert


Blumenschein, G. (Gebhard)



Dick, Richard


Hils, August


Köhler, Anton


Pfeiffer, Albrecht


Sauffers, Karl


Stempfle, Johann


Tries & Scheuer



Photo Viktoria

Anschrift:


Zinglerstraße 48


Winklerstraße 16


Hauptwachplatz



Zinglerstraße 38


Frauenstraße 1


Schillerstraße 34


Marktplatz 17


Lange Straße 43


Kuhbergstraße 10


Lange Straße 1 und

Frauenstraße 40


Hafengasse 2

Telefon:


2279


7848


3918



3803


4792




2611






4060



3516

Weitere Angaben:


auch Artikel und Apparate


Photogeschäft bis 1994


Atelier für höchste Ansprüche,

seit 1904, Verlag in der Frauenstraße 55


wohl auch Promenade 3






Bildnis und techn. Aufnahmen, seit 1905









Bildnisse, techn. Aufnahmen und

Photo-Kopien, gegr. 1909


Lieferanten/ Apparate: 

Namen:


Blumenschein, G. (Gebhard)



Bracher, J.  Inh. A. Schumm


Foto-Fees


Foto-Pfeiffer


Germania Drogerie Karl Steck


Kammerer, Alfons  - H. Bayer Nachfolger


Wilhelm, Herbert


Zimmermann, Eugen


Wörz, Emil und Jakob, Karl


Anschrift:


Hauptwachplatz



Hafenbad 28


Hirschstraße 28


Marktplatz 17


Frauenstraße 34


Donaustraße 3


Wengengasse 5


Münsterplatz 34


Schlösslesgasse 11

Telefon:


3918



2066


2861


2611


2333


3969




3185





Weitere Angaben:


seit 1904, Verlag in der Frauenstraße 55

Foto Blumenschein 1935 - 1993






seit 1905, Amateur-Arbeiten


1913 - 1983


1890 - 1970


Fachmann für Optik, Photo, Kino




in Söflingen 1913 - 1983

Verlag in Blaubeuren


...für Neu-Ulm finden sich folgende Eintragungen:

Namen:


Borowansky, Robert


Photo Gaus


Rosche, Viktor

Anschrift:


Insel 8½


Insel 7


Augsburger Straße 1

Telefon:




7848

Weitere Angaben:




Photogeschäft bis 1994


Quellenangaben:

 

Allgemeines Adress-Handbuch ausübender Photographen von Deutschland, den österr. Kaiserstaaten, der Schweiz und den Hauptstädten der angrenzenden Länder, ca.1860 - Leipzig, Robert Schäfer´s Verlag

Sächsische Landesbibliothek, Staats- und Universitätsbibliothek Dresden

https://digital.slub-dresden.de/werkansicht/dlf/83426/1/0/


Adreßbuch für die könil. Württemb. Kreishauptstadt und Bundesfestung Ulm und die königlich Bayerische Stadr Neu-Ulm

Neu-Ulm, 1863 Druck und Verlag der J.W: Helb´schen Buch- und Kunsthandlung

Bayerische Staatsbibliothek über Google Books

 

Einwohnerbuch 1939 Ulm/Donau – Neu-Ulm und Umgebung, Verlag Dr. Karl Höhn

http://wiki-de.genealogy.net/Ulm/Adressbuch_1939

 

Stadtarchiv Rosenheim

https://www.stadtarchiv.de/stadtgeschichte/fruehe-photographie-in-rosenheim/beginn-der-photographie/atelier-fruehlingstrasse-10

 

ansichtskartenversand.com - dort konnte ich auch Originale erwerben

deutsche-digitale-bibliothek.de

deutschefotothek.de

FotografenWIKI

fotorevers.eu

Landesarchiv Baden-Württemberg, Staatsarchiv Ludwigsburg, Findbuch FL 300/34 II

mau-ak.de

north-data.de

oldthing.de

photospuren.de

wikipedia.de

archiv-altshausen.de

Österreichische Nationalbibliothek

http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?apm=0&aid=phc&datum=1864

 


Grundfassung erstellt im April und Mai 2020 (ha.)

Die Ergänzungen erfolgen jeweils mit den neuen Ausgaben des Journals. 

Aktueller Stand ist Dezember 2023.


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Wir Schreiber" hoffen bei jeder neuen Ausgabe darauf, unsere Stammleser - wie auch die „Laufkundschaft" aus den Tiefen des Internets - anzusprechen, und mit unseren Bildern und Artikeln für einige Minuten gut zu unterhalten. Ob es uns mit dieser Ausgabe gelungen ist, das können wir nur über die Reaktionen aus dem Kreis der Lesenden erfahren.

Im Süden Deutschlands, in Teilen von Bayern und Baden-Württemberg, genauer bei den Schwaben, gibt es da so eine Regel: „Ned gschimpft isch globt gnua!“*

Gerne nehmen wir auch konstruktive Kritik an, freuen uns über Rückmeldungen, ganz egal über welchen Kanal, und planen noch viele weitere Ausgaben des Journals als unser generationsübergreifendes Kommunikationsprojekt!

*Nicht geschimpft ist gelobt genug!

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Schreibtischmotiv, Schreibmaschine, historisch

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Rückmeldungen:

So eine Rückmeldung, wie die von Hilmar Buschow, macht viele Mühen bezahlt. Vielen Dank, Hilmar!

Tiefgang ist ein Hammer, da hast du nochmal einen draufgesetzt!
Die herrlichen Fotos sind Kunstwerke und die Recherche dazu sehr aufwändig - aber spannend und wichtig.
Ich kann nur meinen Hut vor deiner Arbeit ziehen und dir zur diesem Beitrag gratulieren!
Dein Freund Hilmar, der letzte Schriftsetzer mit Herzblut.

20.09.2023



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